Komödie von Noël Coward
"Die Hochzeitsreise" ist Noël Cowards ebenso brillantes wie scharfzüngiges Erfolgsstück über ein Paar, das zwar nicht miteinander, aber auch auf gar keinen Fall ohne einander kann: Elyot und Amanda sind glücklich geschieden und doch schon wieder auf Hochzeitsreise – mit ihren neuen Ehepartnern Sybil und Victor. Wie es der Zufall so will, haben sich beide Paare ein und dasselbe Luxushotel als Ort für ihre Flitterwochen ausgesucht. Als sie sich wieder treffen, erkennen sie, dass sie nie wirklich voneinander losgekommen sind. Hals über Kopf brennen die beiden gemeinsam nach Paris durch.
Doch schon bald stellen sich die alten Streitereien und Eifersuchtsszenarien wieder ein. Gerade, als sie sich wieder einmal leidenschaftlich schreiend und prügelnd ineinander verbeißen, stehen Sybil und Victor in der Tür.
Da hilft wohl nur eins: fliehen oder mitstreiten!
"Die Hochzeitsreise", dessen Popularität seit seiner Uraufführung 1930 ungebrochen anhält, gehört zu Cowards erfolgreichsten Stücken. Die Komödie lebt von ihren pointierten Dialogen und ist ein Paradestück für zwei Schauspielerpaare. Der witzige Schlagabtausch sorgt für beste Unterhaltung.
Belic & Lechthaler lassen in Noël Cowards Beziehungskomödie die Fetzen fliegen.
Liebe ist, sich durchs Leben zu schlagen
Heitere Überkreuzungen bei der Flitter-Kreuzfahrt.
GRAZ. "Die Hochzeitsreise" schlägt neue Töne an im Theater Le-Be. Nicht nur Rosie Belic schimpft wie ein Rohrspatz. Auch Nikolaus Lechthaler ist in bester Streitlaune. Die packt den distinguierten Bernhard Muik ebenso wie die naive Juliane Walch. Ausgerechnet während der Flitterwochen. Dumm gelaufen, dass zwei Geschiedene mit ihren frisch Angetrauten just benachbarte Kabinen am Kreuzfahrtdampfer gebucht haben, ungeahnt des wieder aufflammenden alten Feuers der Leidenschaft. Blendend gespielt, mit Niveau, nie untergriffig vulgär - trotz deftiger Kraftausdrücke und Kämpfe reizen die vier in Noel Cowards intelligenter Komödie die Massivität der Liebe aus: vom wörtlichen Sich-durchs-Leben-Schlagen bis zum erotisierenden Zusammenraufen. Nachahmenswert bei Krach ist der Geheimcode "Hühnerschiss" für zweiminütige Schweigepause.
ELISABETH WILLGRUBER-SPITZ
Noël Coward wurde als zweiter von drei Söhnen geboren. Schon in frühen Jahren begann Noël Coward im Londoner West End aufzutreten.
Als Schauspielschüler an der renommierten Italia Conti Academy hatte Coward am 27. Januar 1911 seinen ersten professionellen Auftritt im Kinderstück The Goldfish. Es folgten weitere Kinderrollen, etwa 1913 als „Lost Boy Slightly“ in Peter Pan.
In mehreren Produktionen trat er gemeinsam mit Charles Hawtrey, einem vielgeachteten Schauspieler und Komödienautor, auf. Hawtrey wurde zu Cowards Idol und bezüglich komödiantischer Schauspieltechnik und Dramatik auch zu seinem Lehrmeister. Während des Ersten Weltkrieges wurde Coward zur Armee eingezogen, nach kurzer Zeit allerdings wegen seines schlechten Gesundheitszustandes für dienstuntauglich erklärt. Seine erste kurze Filmrolle hatte er 1918 in Hearts of the World von D.W. Griffith. Etwa zu dieser Zeit begann er auch Komödien und Revuen zu schreiben.
Bekannt wurde Coward durch sein Stück The Vortex (1924) und Private Lives / Die hochzeitsreise (1930) .
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere brach 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Coward war ein gefragter Truppenunterhalter und schrieb zu diesem Zweck mehrere damals sehr populäre Lieder wie etwa London Pride oder Don't Let's Be Beastly To The Germans.
Bereits 1942 sollte Coward auf Vorschlag von König George VI. zum Ritter geschlagen werden, allerdings legte Winston Churchill – ebenfalls Ritter – der ungeachtet seines freundschaftlichen Verhältnisses zu Coward mit dessen extravagantem Lebenswandel nicht einverstanden war, sein Veto dagegen ein. Im Jahre 1969 wurde er von der Königin Elisabeth II. dennoch zum Ritter geschlagen.
Ebenfalls 1942 erschien das Kriegsdrama In Which We Serve, welches auf der militärischen Karriere von Lord Louis Mountbatten basiert. Coward schrieb dazu das Drehbuch und die Titelmusik, führte gemeinsam mit David Lean Regie und spielte die Hauptrolle. Der Film wurde ein Kassenschlager, und Coward erhielt 1943 einen Ehrenoscar. Er wurde in die Royal Society of Literature aufgenommen.
Ab den 1950er Jahren ließ Cowards Beliebtheit als Dramatiker nach, und er spielte vermehrt Rollen in Filmen wie In achtzig Tagen um die Welt und Unser Mann in Havanna.
1955 war er mit mehreren Revuen in Las Vegas erfolgreich. Im Anschluss daran trat er am 22. Oktober 1955 an der Seite von Mary Martin in einer neunzigminütigen Live-Fernsehsendung des Senders CBS. Es sollte der erste und einzige größere Fernsehauftritt Cowards bleiben.
Ende der 1950er Jahre verließ Coward Großbritannien aus steuerlichen Gründen und ließ sich mit seinem Lebensgefährten Graham Payn zunächst auf den Bermudas, dann auf Jamaika nieder. Dort verstarb er nach längeren Gesundheitsproblemen am 26. März 1973 an Herzversagen.