Komödie von Neil Simon
aus der Presse
Alte Feindschaft rostet nicht
Ernster Spaß mit NeiI Simons „Sonny Boys“.
Griesgram Willy (Ernst Prassel) vergisst alles: den Wochentag, die Namen der Nichten, den Sperrmechanismus des Haustürschlosses— nur nicht die Rivalität zu seinem schrulligen Comedy-Pendant Al Lewis (Peter Uray). Als Neffe Ben (gutmütig: Bernhard Muik) seinen Onkel zu einem letzten gemeinsamen Auftritt der Sonny Boys überreden will, gerät dessen eintöniges Leben aus den Fugen. Die ehemaligen Vollblutkomödianten kriegen sich ständig in die Haare, noch dazu ist einer verwirrter als der andere. Kein Wunder, dass das Fiasko mit einem Herzinfarkt endet. Die Gemeinheiten der Streithähne sorgen für viele Lacher. Hinter dem tragikomischen Stück verbirgt sich aber die Furcht, im Alter auf dem Abstellgleis zu landen, in einsamer Zweisamkeit mit dem Fernsehapparat.
Mit brillanter Besetzung und liebevoll detailliertem Bühnenbild tastet sich das Stück an das heikle Thema heran. Köstliche Unterhaltung mit Tiefgang.
Julia Braunecker, Kleine Zeitung
Mit den „Sonny Boys“, einem zerstrittenen Komikerpaar, das nach Jahren des Schweigens ein letztes Mal zusammen auftreten soll, hat Neil Simon Charaktere geschaffen, welchen Stars von Bernhard Minetti bis Woody Allen reihenweise erlegen sind. So auch Ernst Prassel und Peter Uray. Die beiden schauspielerischen Hochkaräter und Publikumslieblinge begeben sich auf einen witzigen Balanceakt zwischen Spaß und Tragik, nicht ohne Anflug von Wehmut und Nostalgie.
„Sonny Boys“ eine Frischzellenkur des Humors und die Möglichkeit, sich ohne Spiegel ins Gesicht zu lachen.
Neil Simon ist seit Jahrzehnten Amerikas wohl populärster Dramatiker und auch in Deutschland bekannt für seine witzgeladenen Bühnenstücke und Filme. Am 4. Juli 2017 wird der Mann mit der großen Brille und dem sanften Lächeln 90 Jahre alt. Die Mischung aus rasantem Sprachwitz und Tiefsinnigkeit hat Simon ein treues Publikum eingebracht, er bekam Golden Globes, Emmys, Tonys und sogar einen Pulitzer Preis („Lost in Yonkers“). Immer mit viel Humor bringt er seine scharfen psychologischen Einsichten und die Verarbeitung der eigenen Erfahrungen als Sohn einer armen jüdischen Familie ausgefeilt auf die Bühne. „Das Leben ist doch schon finster genug!“, meinte Simon. Vertuschen wollte er menschliche Tragödien aber nie. „Man kann die Vergangenheit nicht vergessen. Man muss sich mit ihr auseinandersetzen“, sagte er. Als ein Kind der großen Depression wurde Simon 1927 als Sohn eines gescheiterten Geschäftsmannes in der New Yorker Bronx geboren. Humor half Simon durchs Leben und brachte ihm schließlich auch Geld. Der Film ließ nicht lange auf sich warten. „Wenn mein Schlafzimmer sprechen könnte“ (1961) wurde mit Frank Sinatra verfilmt. Nach langer Laufzeit am Broadway wurde „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und Robert Redford im Kino ein Hit. „Ein seltsames Paar“ begründete die anhaltende Komik-Partnerschaft zwischen Walter Matthau und Jack Lemmon.
Mit Sonny Boys ist ihm eine Geschichte über eine besondere Freundschaft gelungen: rasant, tragikomisch und vor allem brillant geschrieben. Zudem bietet das Stück zwei Vollblutkomödianten die Möglichkeit, die eigenen Bühnenbiografien selbstironisch in die Geschichte zu verweben. Berühmte Sonny Boys waren etwa Martin Held und Bernhard Minetti oder Paul Verhoeven und Heinz Rühmann. Das Stück - eines von Neil Simons größten Erfolgen - wurde mehrfach verfilmt (u.a. mit Walter Matthau und George Burns, Woody Allen und Peter Falk) - und gilt zu Recht als eine liebevolle Hommage an das Theater.